Wie aus Schrott High-Tech-Material entsteht – Besuch im Stahlwerk Emmenbrücke

Am 25. Mai 2016 kamen 14 interessierte Geomatik-Alumni in den Genuss einer exklusiven Führung durch das Stahlwerk in Emmenbrücke. Guido Olschewski, Leiter Qualität und Entwicklung bei der Steeltec AG, und sein Team führten unsere Gruppe einen Abend lang in die Geheimnisse der Stahlerzeugung ein. Nach einer Einführung in die Firmengeschichte, die Stahlindustrie blickt an diesem Standort auf eine rund 170 jährige Geschichte zurück, und Erläuterungen zum Stahlerzeugungsprozess folgte ein erster Eindruck des Werkes anhand eines von Lernenden erstellten Filmes über die Verarbeitungsprozesse auf dem Firmengelände.

Anschliessend wurden die Teilnehmenden mit Helm, Schutzbrille, Gehörschutz und Werksmantel ausgestattet und begaben sich auf den rund 2½-stündigen Rundgang. Gestartet wurde dieser bei der Schrotthaltung. Beim anschliessenden Blick auf den Lichtbogenofen spürte man die gewaltige Energie welche durch die Elektroden in die rund 80 Tonnen Stahlschrott abgegeben wurde und diesen so zum Schmelzen bringt. Rund 36 MWh Strom wird pro Fuhre benötigt – in etwa diese Menge Strom verbraucht die Stadt Luzern in der gleichen Zeit. Aus diesem Grund muss der Bezug dieser Leistung auch beim Energielieferanten angekündigt werden. Nach dem Einschmelzen wird die Legierung durch Zugabe verschiedener Elemente fertig gemischt und anschliessend über den Strangguss in Knüppel gegossen.

Diese mittlerweile ausgekühlten Knüppel werden im Walzwerk wieder erwärmt und mittels verschiedener aufeinanderfolgenden Walzen auf den gewünschten Durchmesser reduziert. Der kleinste Draht, welcher hier erstellt wird, hat einen Durchmesser von 5.5 mm. Da die gleiche Menge Stahl aus der Maschine herauskommen muss wie hereingeführt wird, hat dieser am Schluss eine Geschwindigkeit von annähernd 300 km/h.

Im letzten Teil unserer Besichtigungstour gewannen wir einen Einblick in die Veredelung der vorangehend erstellten Stangen. In der Zieherei wurden diese mittels einer Zugmaschine (Zugkraft 120 t, die stärkste in Europa) durch eine runde Öffnung gezogen. Dabei findet eine materialtechnische Veränderung statt, welche den Stahl qualitativ verbessert. Ebenso kann die Fertigungstoleranz der Stangen (Durchmesser) auf wenige Mikrometer reduziert werden. Als Besonderheit können die Stangen im Werk Emmenbrücke nicht nur kalt, sondern auch warm gezogen werden. Anschliessend erfolgten die Nachbearbeitung wie Abschneiden von Anfang und Endstück, Abphasung von Kanten sowie die Bereitstellung in Bündeln.

Die drei kompetenten Führer/innen beantworteten während der gesamten Dauer unsere Fragen und lieferten mit ihren Erklärungen interessante Einblicke in diesen Schwerindustriebetrieb. Die Hitze und der Staub machten durstig, so gab es zum Schluss noch für jeden etwas zu trinken. Nach der Verdankung des sehr gelungenen Abends – an dieser Stelle nochmals ein herzliches Dankeschön an Guido Olschewski und sein Team – begaben sich die einen Mitlieder auf den Heimweg, die anderen gönnten sich in einer nahen Bar noch einen Schlummerbecher.