Alle, die eine Ausbildung im Bereich von Geografischen Informationssystemen absolvieren, werden mit der Aussage konfrontiert, dass 80% aller Entscheidungen in Wirtschaft und Verwaltung einen Bezug zum geografischen Raum haben. Während sich sicherlich über diese Aussage streiten lässt, ist spätestens seit der Verbreitung von Google Maps und Smartphones mit integrierten Navigationsfunktionalitäten klar: Informationen mit einem Ortsbezug (Geoinformationen) sind von grosser Relevanz.
Am Abend des 14. Oktobers trafen sich Mitglieder der Geomatik-Alumni, um das Referat von Olivier Béguin über Geodaten bei Rettungsorganisationen zu verfolgen. Béguin ist im Fachbereich Datenmanagement der grössten zivilen Rettungsorganisation der Schweiz Schutz & Rettung Zürich tätig. Schutz und Rettung Zürich disponiert nicht nur die Feuerwehrorganisation im Kanton Zürich, sondern auch sämtliche Ambulanzfahrzeuge in den Kantonen Zürich, Schwyz, Schaffhausen und Zug. In der Einsatzleitzentrale am Zürcher Flughafen und in den Rettungsfahrzeugen sind aktuelle und über die Kantonsgrenzen hinweg homogene Geodaten essentiell. „Es geht auch darum, dass Einsatzkräfte von Rettungsorganisationen den Ort eines Unglücks rasch und unmissverständlich finden und so den Betroffenen in Not möglichst zeitnah helfen können“, erklärte Béguin. Die Anforderungen an die Aktualität und Homogenität der Kartendaten gehen dabei weit über das hinaus, was populäre Kartendienstleister wie beispielsweise GoogleMaps oder OpenStreetMaps bieten.
Parzellengenaue Abbildung der Realität
Schutz & Rettung Zürich setzt auf Kartendaten aus der amtlichen Vermessung (AV), die auf kantonaler Ebene von Ingenieurbüros und öffentlichen Vermessungsämtern nach eidgenössischen Vorgaben erhoben werden. Die AV-Daten werden in regelmässigen Abständen aktualisiert und widerspiegeln die geografische Realität parzellengenau. So ist es Rettungskräften auch möglich, ein Unglücksort auf einer Baustelle rasch und effizient zu orten.
Neben der grossen Bedeutung der Geodaten erklärte Olivier Béguin den Anwesenden an diesem Abend auch die Entwicklung der Alarmierung von Rettungskräften im Verlaufe der Zeit. „Früher gab es pro Ortschaft oft bloss einen Telefonanschluss im Dorfrestaurant, der als Alarmierungspunkt diente. Heutzutage erfolgt die Alarmierung von Rettungskräften vorwiegend über Mobiltelefone. Dies ermöglicht den Angestellten in der Einsatzleitzentrale, die geografische Position des Anrufers anhand der Mobilfunkzelle zu eruieren“, erläuterte Béguin.
Im Anschluss an das spannende Referat fanden zwischen den Anwesenden und dem Referenten im Rahmen eines Apéros weiterführende bereichernde Diskussionen statt.